Es war einmal ein Mann, der Knechte und Mägde beim Arbeiten auf dem Feld sah. Sie schufteten schwer, die Arbeit war hart und ermüdend. Der Mann wollte den Männern und Frauen helfen. Also schnippte er mit den Fingern. Sofort kam ein heftiger Wind auf und das Heu auf den Wiesen wurde an den Rand des Feldes getragen. An einem anderen Tag sah er, dass Wiesen und Felder trocken waren, zu trocken. Also ließ er es über den Wiesen regnen – ohne dass am Himmel ein einziges Wölkchen zu sehen gewesen wäre.

Noch ein Sträußlein, Madame?

Der Mann, um den sich allerlei zauberhafte Geschichten rankten, ist Ludwig Döbler, einer der bedeutendsten Zauberer des 19. Jahrhunderts. Der Österreicher, der selbst Johann Wolfgang von Goethe in seinen Bann zog, verdiente sich anfangs als Lehrer der Physik sein Geld, beschäftigte sich aber schon von Kindesbeinen an mit der Magie. Auf Goethe folgten Kaiser Franz, Fürst Metternich und sogar der preußische König Friedrich Wilhelm IV. Bald schon verkehrte der blondgelockte Zauberkünstler in den nobelsten Kreisen und unterhielt die vornehme Gesellschaft. Sein Meisterwerk: „Floras Blumenspende“. Aus einem scheinbar leeren Hut zauberte der Magier Blumensträuße noch und nöcher.

Magie mit einer Prise Naturwissenschaft

Ein Wunderbrunnen, der jedes nur denkbare Getränk liefern konnte, 200 Kerzen auf einem Tisch, welche durch einen einzigen Pistolenschuss entzündet wurden, oder ein Wintergemälde, welches plötzlich den strahlenden Frühling zeigte – mit derlei magischen Effekten verblüffte der Illusionist sein Publikum und verführte die feinen Damen und Herren zu verzückten Begeisterungsstürmen. Literaten, Politiker, Künstler, namhafte Persönlichkeiten und einflussreiche Herrschaften – sie alle lagen ihm zu Füßen, überhäuften ihn mit Geld und Geschenken. Im Unterschied zu vielen seiner Kollegen konnte der Illusionist schnell Reichtum anhäufen und sich bald zur Ruhe setzen. Er zog sich, zur Überraschung vieler, aus der Öffentlichkeit zurück und widmete sich fortan dem Gemeinwohl 1854 wurde er dafür sogar mit dem goldenen Verdienstkreuz ausgezeichnet.

Doch nicht nur das: Döbler gilt auch als früher Pionier des Kinofilms. Mithilfe seiner naturwissenschaftlichen Kenntnisse, welche ihm auch immer beim Erfinden seiner Zaubertricks zugute kamen, entwickelte er ein Phantaskop, ein Gerät, welches einer Laterna magica ähnelte und womit sich bewegte Bilder erzeugen ließen.

Der Künstler, Wissenschaftler und Zauberer starb am 18.April 1864.