Mit einem Kartenstack (ein nach bestimmter Reihenfolge gelegtes Kartenspiel) lassen sich außergewöhnliche Kartenkunststücke bewerkstelligen, welche mit einem „normalen“ Spiel ebenso nicht, oder nicht so einfach zu bewerkstelligen sind.

Ich persönlich verwende den Mnemonika-Stack, welcher von Juan Tamariz in seinem Buch Mnemonika ( Deutscher Titel: Sinfonie in Mnemo Dur) beschrieben wird.
In diesem Buch finden sich auch eine Vielzahl an Kunststücken, sodass für jeden das eine oder andere Kunststück dabei sein sollte.

Im Moment verwende ich den Mnemonika-Stack für eine Invisible – Deck – Routine, bei welcher die vom Zuseher genannte Karte verkehrt in einem Kartenspiel liegt. Dies ist ein sehr starker Karteneffekt, welchen ich sowohl Closeup, als auch auf der Bühne
vorführe.

Um mit einem Stack arbeiten zu können ist es sehr wichtig, diesen Stack sehr gut zu beherrschen, sodass man auch unter Stress nicht vergisst, welche Karte an welcher Stelle liegt.

Tamariz beschreibt in seinem Buch mehrere Methoden, welche mit Sicherheit sehr gut funktionieren.

Da ich mich schon bevor ich das Buch gelesen habe mit Merktechniken beschäftigt hatte, hatte ich bereits ein System, mit welchem ich mir Spielkarten gut merken konnte. Dieses habe nicht ich erfunden, sondern ist eine altbewährte Merktechnik.

Bei der Mnemotechnik bedient man sich immer des Umstandes, dass sich unser Gehirn bilder deutlich besser als abstrakte Informationen merken kann. Besonders gut funktioniert das, wenn man beim Merken möglichst viele Sinne mit einbezieht.

Für das Merken meines Stacks bin ich in 3 Schritten vorgegangen.
Schritt Nummer 1 – man erstellt für jede Zahl von 1-52 ein eigenes Merkbild.
Schritt Nummer 2 – man erstellt für jedes Spielkartenbild ein eigenes Merkbild.
Schritt Nummer 3 – man verknüpft das Zahlenbild mit dem Kartenbild.
Diese Methode ist etwas langwierig, sollte man wirklich bei 0 anfangen. Allerdings hat Sie den Vorteil, dass man sowohl Schritt 1 als auch Schritt 2 nicht nur dazu benutzen kann sich seinen Stack zu merken, sondern sich mit deren Hilfe auch noch andere Dinge, wie z.B.: Telefonnummern, Einkaufslisten und andere Datensätze merken kann.
Hat man einmal seine Bilder erstellt und diese dann miteinander verknüpft ist der Stack sehr gut gespeichert und man kann ihn ohne große Mühe sowohl von vorne als auch hinten auf aufsagen und weiß sofort zu jeder Zahl die richtige Karte und umgekehrt.

Wie kommt man jetzt zu den Zahlen- und Kartenbildern?

Bei den Zahlenbildern bin ich dem sogenannten Majorsystem gefolgt, welches ich in Kürze Vorstelle. Um die Spielkarten zu verbildern bin ich einer für mich naheliegenden Assoziation gefolgt, welche ich auch in Kürze vorstellen möchte.

Das Majorsystem

Bei diesem System werden gewissen Lauten Zahlen zugeordnet, sodass man im Anschluss aus jedem Wort eine eindeutige Zahl bilden kann und aus jeder Zahl ein Wort.

Ich bin nach folgender Liste vorgegangen:

0 = s, z, ß, ss
1 = t, d
2 = n
3 = m
4 = r
5 = l (kleines L) f, ph, v
6 = g, k
7 = t
8 = ch, sch
9 = p, b

Hierbei ist es wichtig, dass es nur darum geht wie sich der Buchstabe anhört und nicht, wie es geschrieben wird. Alle Laute die in dieser Liste nicht vorkommen werden einfach ignoriert und Doppellaute werden nur einmal gezählt.

So wird zum Beispiel aus dem Wort Mumie die Zahl 33. M(3)um(3)ie.

Hier eine kleine Liste mit Beispielwörtern:

1 = Tee
2 = Huhn
20 = Nase
36 = Mücke
52 = Leine

Mit Hilfe der Laute macht man sich nun eine Liste von 1-52. Es ist sehr wichtig, dass man diese Liste selber erstellt und meistens auch die Begriffe nimmt, welche einem als erstes in den Sinn kommt, denn an diese kann man sich meist sehr gut erinnern.

Spielkarten verbildern und merken

Die Karten habe ich nach Ihren Farben (Herz, Pik, Karo, Kreuz) in Kategorien eingeteilt, sodass ich jeder Farbe ein Thema gegeben habe.

Herz = Liebe / Gesundheit
Pik = Natur / Tiere / Pflanzen
Kreuz = Kirche / Recht
Karo = Zirkus

Dann habe ich jeder Karte ein Bild zugeordnet, welches auf irgendeine Art und Weise (manchmal auch mit sehr viel Fantasie) der Zahl ähnelt und zu dem Thema passt.
So ist z.B.: der Herz Bube ein Baby, die Herz Dame eine attraktive Krankenschwester – hier ein paar Beispiele:

Karo Ass = Zirkuszelt
Herz König = Arzt
Pik 7 = ist eine Giraffe (langer Hals der 7)
Herz 8 = eine Brille (wenn man die 8 zur Seite kippt)
Kreuz König = ein Richter
Kreuz Dame = eine Nonne…

So überlegt man sich für alle 52 Spielkarten ein Bild. Hier ist es auch wieder wichtig diesen Schritt selbst zu machen und sich die Bilder selbst auszudenken, merkt man sich diese doch so viel leichter. Auch hier ist wieder die erste Idee meist die Beste.

Hat man nun für alle Zahlen und für alle Karten ein Bild erstellt gilt es dies miteinander zu verknüpfen.

Hier gilt umso lustiger, merkwürdiger und übertriebener die Verbindung ist, desto besser kann man sich im Anschluss erinnern. Versuchen Sie die Bilder nicht nur visuell sondern auch durch „Taten“ zu verbinden. Stellen Sie sich die Szene gut vor, versuchen Sie auch Gerüche wahrzunehmen und zu spüren und fühlen wie die Szene ist.

Hierzu ein paar Beispiele:

Beim Tamarizstack ist die Herz 8 an 14. Stelle
Herz 8 = Brille
14 = Tor
Eine riesengroße Brille wird als Fußballtor aufgestellt und der Schütze schießt der Brille ein Glas aus und schreit laut: „Tor, Tor, i werd narrisch“ (in Österreich ein legendärer Ausspruch)

Herz Dame = 11. Position
Herz Dame = Krankenschwester
11 = Tutu (wie bei einer Balletttänzerin)
Die Krankenschwester hat ein sehr adrettes Aussehen und ein Tutu an auf dem viele kleine rote Kreuze sind.

Solche Bilder kann man sich sehr gut merken und müssen nur sehr selten wiederholt werden.

Hat man einmal alles erstellt sollte man sich mit einem Kartenspiel hinsetzten und diese einfach einige Male mit den dazugehörigen Geschichten durchgehen.

Lassen Sie sich Zeit und stellen Sie sich jede Geschichte bildlich vor. Versuchen Sie ein Teil der Szene zu sein. Im Beispiel unseres Torschützen, der auf die Brille schießt, könnten Sie der Schütze sein.

Bei der Krankenschwester im Tutu können Sie im Krankenbett liegen und die äußerst hübsche Krankenschwester beugt sich über Sie und kitzelt Sie versehentlich mit Ihrem Tutu.

Ihrer Fantasie sind hier keinerlei Grenzen gesetzt und umso bildhafter und verrückter das Bild ist, desto besser können Sie es sich merken.

Sollten Sie einmal alle Bilder für die Zahlen und die Karten können, haben Sie das Spiel mit Sicherheit an einem Nachmittag gelernt.

Ich wünsche viel Spaß beim Einstudieren und Üben und viel Erfolg beim Vorführen.
Philipp Kainz


Über den Zauberkünstler Philipp Kainz:

Philipp Kainz wurde 1984 in Wien geboren.
Seit seiner Jugend beschäftigt er sich mit Zauberkunst und konnte erfreulicherweise sein Hobby zum Beruf machen.
Neben regelmäßigen Engagements in Bars und Hotels zaubert Philipp Kainz auch immer wieder auf Kreuzfahrtschiffen.
Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.philippkainz.com