Schwerer, heißer Rauch erstickt die Luft, gleißend hell schießen Feuerzungen in den Himmel. Es ist die Zeit rund um den 5. Mai 1842. Hamburg steht in Flammen. Der große Hamburger Brand ist schon in über 50 Kilometer Entfernung sichtbar – und hinterlässt ein Trümmerfeld. Die Altstadt fast völlig zerstört. Viele Schicksale ungewiss. Das Feuer ruiniert Häuser, Leben und Existenzen. Dagegen ist selbst Magie machtlos.

Aus Asche erwächst Hoffnung

Friedrich Wilhelm Frickel, Kunstname Wiljalba Frickell, war eines der Brandopfer. Er behielt sein Leben, musste aber mitansehen wie seine gesamte Existenz von den Flammen verschlungen wurde. Der ca. 1817 geborene Sachse verdiente sich bis zu diesem Zeitpunkt als Varietézauberer sein täglich Brot und begeisterte unter Zuhilfenahme allerlei Gerätschaften feine Damen und edle Herren. Unter anderem konnte er sich „Hofzauberkünstler des griechischen Königs Otto“ nennen. Seine Karriere verlief gut. Bis der Brand kam. Und all seine magischen Bühnenausstattungen und Apparaturen vernichtete.

Folglich brauchte Wiljalba eine neue Idee. Diese ließ nicht lange auf sich warten. Der Manipulator war geboren. Der neue Typ Zauberer. Ein Künstler, der nur mit Fingerfertigkeit, Koordinationstalent und Unterhaltungstalent sein Publikum verzaubern konnte. Magie ohne Maschinen, ohne große Gerätschaften und Hilfsmittel. Illusionen, geschaffen aus Charme, Intelligenz und motorischer Geschicklichkeit. Ausgestattet mit einem stilvollen Abendanzug und einem „unerschöpflichen Zylinderhut“, aus dem er allerlei Dinge hervorzaubern konnte, trat er fortan in Salons auf, ließ das Publikum näher an ihn heranrücken, ließ Magie greifbarer werden. Nur er und sein Geschick, allein auf der Bühne. Der Zauberkünstler ohne Apparaturen. Ein voller Erfolg.

Fast-Ruhestand, Comeback, Ruhestand Versuch Nr. 2

Mit jungen 44 Jahren hatte Frikell geschafft, wovon andere ihr ganzes Leben lang träumten: er hatte sich Ruhm und Wohlstand verschafft. Und konnte sich bereits zur Ruhe setzen. Allerdings: Sein Hang zum Glücksspiel reduzierte sein Vermögen innerhalb kürzester Zeit derart drastisch, dass sich der Magier gezwungen sah, die Welt noch einmal mit seinem Können zu verzaubern. Zwei Jahre voller Magie, Illusionen und Zaubertricks folgten. Zwei Jahre, in welchen der Künstler erneut jede Menge Geld anhäufen konnte. Anschließend setzte er sich abermals zur Ruhe. Diesmal allerdings für immer. Gelegentliche Buchveröffentlichungen waren das Einzige, das die Öffentlichkeit noch von ihm zu sehen bekam. 1903 verstarb der Zauberkünstler an Herzversagen. Und blieb der Welt als der große Manipulator in Erinnerung.