Mini-Pistolen in Zahnpastatuben zu platzieren oder Giftspritzen in Kugelschreiber zu montieren gehört klassischerweise nicht in das Repertoire eines weltberühmten Zauberkünstlers. Und doch hat John Mulholland genau das getan. Offiziell als Star-Magier der 50er Jahre bekannt und beliebt, entwickelte er im Geheimen Tricks und Maßnahmen für die CIA. Dank seiner Hilfe waren Geheimagenten in der Lage ihre Gegner durch psychedelische Drogen und ausgefeilte Täuschungsmanöver zu töten. Auf der Bühne sorgten seine Vorführungen für Staunen und Unterhaltung, im wahren Leben brachten sie den Tod.

Die Kunst zu täuschen

Die Vorliebe für Tricks, Täuschungen und Zauberei wurde dem 1898 geborenen Mulholland sozusagen in die Wiege gelegt. Mulholland senior, Anlagenberater und Betrüger im großen Stil, tauchte unter, nachdem sein Handeln im Bereich der „Pyramidensysteme“ zu heiß geworden war. Er verschwand auf mysteriöse Art und Weise, unterstützte seine Familie finanziell aber weiterhin. Mulholland junior entwickelte schon in frühen Jahren eine Leidenschaft fürs Zaubern. Aufgrund seines herausragenden Talents erlangte er bald die Aufmerksamkeit eines anderen Zauberkünstlers: Harry Houdini engagierte den damals 16-Jährigen Mulholland. Neben seinen eigentlichen Zauberkunststücken hatte es sich Harry Houdini zur Aufgabe gemacht, betrügerische Hochstapler zu entlarven – und John Mulholland sollte den Magier bei der Demaskierung trickreicher Scharlatane unterstützen. Als Houdini 1926 überraschend starb, trat Mulholland dessen Erbe in Sachen Aufklärung an.

Der Trick mit dem Tod

Zauberkunst und CIA

Zauberkunst und CIA

Neben dieser Tätigkeit waren es aber vor allem seine Zaubertricks, die in aller Welt für Furore sorgten. Der Zauberer beherrschte sämtliche Stilrichtungen, aber es waren seine „Close-Up“-Zauberkünste, die die Menschen beeindruckten. Das Zaubern aus kürzester Distanz verlangt höchste Konzentration, Geschicklichkeit und ein Höchstmaß an Täuschung – Fertigkeiten, die Mulholland bis zur Perfektion trieb. Zudem war er auch in der Kunst der Mentalmagie bewandert. Er nutzte die Eigenheiten der menschlichen Psyche gekonnt für seine Zwecke, etwa für Showhypnose. Der Illusionist war der festen Überzeugung, einen Menschen mit Hilfe der Hypnose in einen willenlosen Attentäter verwandeln zu können. Eine These, die bis heute bar jeden Beweises ist. Dennoch, diese Fähigkeiten und Überzeugungen waren es, die das Interesse des Geheimdienstes weckten.

Schmutzige Magie

Das große Geheimnis

Das große Geheimnis

Wie denkt ein Zauberkünstler? Wie sieht die perfekte Täuschung aus? Und wie funktioniert sie? All das sollte John Mulholland den CIA-Leuten beibringen. In seinen zwei Handbüchern, die er für den Geheimdienst verfasste, führte er genau dies minutiös auf. Und lieferte Anleitungen, wie man beispielsweise dem Gegner unbemerkt tödliche Substanzen zuführt. Er entwickelte Mechanismen und Geräte, wodurch Gifte in jeder Form zum Opfer gelangen konnten und schulte die Agenten im Ausführen derart tödlicher Tricks. Dabei spielten gerade Zigaretten immer wieder eine Rolle. So könne man beispielsweise seinem Gegenüber einerseits die Zigarette anzünden, ihm aber gleichzeitig mit der noch freien Hand Gift in die Tasse mischen. Ohne dass der Gegner auch nur ansatzweise Verdacht schöpft. Allerdings: Zigaretten vergifteten im Falle Mulhollands nur eine Person: ihn selbst. Der Magier war Zeit seines Lebens Kettenraucher und starb qualvoll: er erlag im Jahre 1970 seiner Krebserkrankung. Bis zum Schluss berichtete er weder Freunden noch Verwandten von seinem Doppelleben. Seine Tätigkeit als CIA-Berater und genialer Kopf hinter vielen Giftanschlägen blieb lange unentdeckt, nur durch Zufall tauchten Kopien seiner Werke wieder auf. Trotzdem: Was man auch von seinem Verhältnis zur CIA halten mag, als Magier war er einer der ganz Großen.