Eleganter Anzug, edler Zylinder, eine seriöse, charismatische und geheimnisvolle Aura – so stellen wir uns typischerweise einen Magier vor. Ein geheimnisvoller, manchmal auch unnahbarer Herr, der Verbindungen in eine andere Welt besitzt. Wallende Mähne, Schnauzer, Jeans und kariertes Hemd passen irgendwie nicht in unser Bild eines ehrwürdigen Magiers. Vielleicht war Doug Henning gerade deshalb so erfolgreich. Weil er anders war. Unkonventionell. Weil er Magie stilistisch neu aufbereitete. Und dem Zuschauer ein ganz neues, ungewohntes Bühnenbild der Zauberei präsentierte.

Kanada, 1947

Die stilistische Revolution begann 1947 in Winnipeg, Kanada. Am 3. Mai erblickte dort Doug Henning das Licht der Welt. Schon in jungen Jahren begeisterte er sich für Magie, Illusionen und Tricks – und perfektionierte im Laufe der Jahre seine Fähigkeiten. Doch der zu dieser Zeit geläufige Ablauf von magischen Bühnenshows war nichts für den aufstrebenden Künstler. Er wollte anders sein, jünger, frischer. So kam es, dass er mit dem Kinoregisseur Ivan Reitman eine Zaubershow produzierte, die ausgefallener und ungewöhnlicher war als alles zuvor Gesehene. Die Hippie-Zaubershow Spellbound entstand, eine Mischung aus Zauberkunst und Musical, aus Kunst und Magie. Ein Spektakel voller Farben, Illusionen und zauberhaften Momenten. Ursprünglich nur als Lückenfüller für eine Theaterproduktion gedacht, entwickelte sich diese Show zu einem Kassenschlager. Die Show brach alle Rekorde.

Der Broadway ruft

Es folgte ein Engagement am Broadway und die einmalige Chance, mit höherem Budget und professioneller Logistik „Spellbound“ in ein perfektes Showhighlight zu verwandeln. Unter dem Namen „The Magic-Show“ machte das Stück fortan von sich reden. Aufwändige Großillusionen, verpackt in eine Theater-ähnliche Aufführung – eine Kombination, die vier Jahre lang für volle Kassen und ausverkaufte Säle sorgte. Anstellungen beim Fernsehen folgten. Kaum einer konnte sich der Anziehungskraft dieses so ungewöhnlichen, faszinierenden und gleichzeitig so herrlich normalen Mannes entziehen. Er war zu einem der größten Zauberkünstler seiner Zeit geworden, wurde in einem Atemzug mit Größen wie Harry Houdini genannt.

Auf der Suche nach wahrer Magie

Doch am Höhepunkt seiner Karriere angelangt, wollte der unkonventionelle Magier mehr. Er war auf der Suche nach dem wahren Zauber. Nach den Wundern abseits von perfekt geplanten Illusionen und Tricks. Doug Henning glaubte Zeit seines Lebens an echte Magie, er war überzeugt, dass es mehr geben musste als das, was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen können. Er wandte sich der transzendentalen Meditation zu mit dem Ziel, einmal das yogische Fliegen beherrschen zu können, also das freie Schweben im Lotus-Sitz. All seine Requisiten verkaufte er an den Nachwuchszauberkünstler David Copperfield, zog anschließend nach Indien zu seinem Guru und verbrachte dort mehrere Jahre. Ende der 90er Jahre plante der leidenschaftliche Yogi ein Comeback als Zauberkünstler. Doch noch bevor er diesen Wunsch in die Tat umsetzen konnte, verstarb er an Leberkrebs. Auch wenn er die Welt nur kurz mit seinem Talent verzaubern konnte, sein ungewöhnlicher Stil, seine Art zu zaubern und zu begeistern wird seinen Anhängern für immer im Gedächtnis bleiben. Hat er doch eine neue Zauber-Ära eingeläutet.