Schulterlanges, blondes, wallendes Haar, schwarzer Mantel, Grufti-Aura und stets einen Raben auf der Schulter. Vincent Raven, der Vater der schwarzen Raben, der Tierflüsterer, der sich mit seinen gefiederten Freunden auf geheimnisvolle Art und Weise verständigt. Ein Zauberer, der von sich behauptet, ein wahrer Mentalist zu sein.

Corax, Asel und Odin

Vincent Raven wurde im September 1966 in Südtirol unter dem Namen Andreas Plörer geboren. Schon als Kind war er fasziniert von Vögeln und Gruselgeschichten – eine Vorliebe, welche sich später in seinem Erscheinungsbild, seinen Showkonzepten und seinem Gebaren widerspiegeln sollte. In Deutschland wurde der Mentalist durch „The Next Uri Geller“ bekannt, einer Castingshow, in der ein würdiger, ebenbürtiger Nachfolger für Uri Geller gesucht wurde – seines Zeichens der größte „Mystifier“ aller   Zeiten. Vincent Raven, umhüllt von einer düsteren, mystischen, unnahbaren und fast gruseligen Aura gewann diese Show. Und war plötzlich ganz Deutschland ein Begriff. Nicht zuletzt dank der Hilfe seiner schwarzen Raben, diesen gelehrigen, treuen Tierchen, die den Magier bei all seinen Unternehmungen begleiten.

Ein Friedhof für 100 000 Euro

Seine Raben brachten ihm Erfolg – und ein stolzes Preisgeld von 100 000 Euro. Doch statt anschließend mit neuen Showkonzepten oder Auftritten von sich Reden zu machen, zog der Magier eher durch Negativ-Schlagzeilen Aufmerksamkeit auf sich. So wurde schon der Verwendungszweck seines Preisgeldes Anlass zahlreicher Diskussionen und Entrüstungswellen. Denn Vincent Raven, von Kindheit an am Mystischen interessiert, wollte seinen Gewinn in den Kauf eines eigenen Friedhofs investieren. Presse-Gag oder Wahrheit? Man weiß es nicht.

Fest steht jedoch: Für seine Auftritte in eben erwähnter Castingshow erhielt der Zauberkünstler 2008 nachträglich den Pigasus Award. In der Kategorie „das psychische Medium, das die meisten Menschen mit dem geringsten Aufwand zum Narren gehalten hat“ konnte Vincent Raven unangefochten den Titel für sich beanspruchen. Ein Negativpreis, der den Magier nicht wirklich glücklich gestimmt haben dürfte. Allerdings: nicht ganz zu unrecht erhalten. Zumal er, wie Uri Geller, dessen Nachfolger er sich nun ja nennen darf, ebenfalls behauptet, kein Zauberer zu sein. Nein, vielmehr ist er, wie Geller auch, tatsächlich mit magischen Fähigkeiten ausgestattet. Kein gut geplanter Hokus Pokus, sondern wahre Magie. Und die Kontaktaufnahme zu Toten? Klar, das gehört ebenfalls in sein Repertoire. Auch dafür erntete der Künstler von vielen Seiten scharfe Kritik.

Seit 2009 ist es still um den Künstler geworden. Nach einem Hirnschlag zog sich der polarisierende Zauberkünstler aus der Öffentlichkeit zurück. Kurzzeitig kehrte er mit seinem Besuch im Dschungelcamp noch einmal ins Rampenlicht zurück, seitdem wieder Stille. Ob man ihn nun mag oder nicht, er sorgte für Wirbel – und zumindest seine Raben waren wirklich ein Hingucker.