In Ian Flemings „Moonraker“ wurde aus seinem Buch zitiert, die Regierungsbehörden der Vereinigten Staaten von Amerika vertrauten seinem Urteil und zahlreiche Casinos bauten auf seinen Scharfsinn. Die Rede ist von John Scarne, wohl einem der anerkanntesten Spezialisten für Glücks- und Falschspiel. Der gefragte Experte und bekannte Kartenkünstler machte mit einer schier unfassbaren Geschicklichkeit auf sich aufmerksam und nutze diese Fähigkeit, um Falschspieler zu entlarven.

Gegen die Manipulation

Geboren 1903 in Steubenville, Ohio, beschäftigte sich der junge John früh mit Kartentricks und Kartenspielereien. Er übte so oft er die Möglichkeit dazu hatte und erwarb schnell enorme Fingerfertigkeiten, die allseits Aufsehen erregten. Auftritte als Zauberkünstler und Kartenspieler ließen nicht lange auf sich warten. Doch John Scarne wollte mehr. Zu Ansehen kam er vor allem durch sein Bestreben, Falschspielern öffentlich das Handwerk legen zu wollen. So unterstützte er während des zweiten Weltkriegs Stützpunkte der Armee, um dort das Falschspiel zu unterbinden. Und auch in vielen Spielcasinos kam er als gefragter Sicherheitsexperte zum Einsatz.

Das Werk eines Profis

Über die Jahre verfasste der Kartenkünstler viele Artikel zu diesem Thema und widmete sich intensiv dem Glücksspiel. Nicht ohne Grund galt er jahrelang als einzigartige und höchste Autorität auf diesem Gebiet. Sein Buch „Scarne’s Complete Guide to Gambling“ wurde sogar als Standardwerk angesehen. Es enthielt zahlreiche Tabellen mit Gewinnwahrscheinlichkeiten und erklärte somit die mathematischen Grundlagen des Glücksspiels. Erst die moderne Technik konnte sein Werk tatsächlich überprüfen. Wissenschaftler ließen Scarnes Berechnungen von Hochleistungscomputern überprüfen. Und kamen zu dem Ergebnis, dass Scarne Fehler unterlaufen waren. Für den Zauberer ein Grund, den Wissenschaftlern groben Irrtum vorzuwerfen. Seinem Ansehen taten derlei Aussagen keinen Abbruch, seine Bücher sind auch heute noch gefragt, er gilt als der meistgelesene Glücksspielautor.

Und auch seine andere Werke, welche sich mit Zauberkunststücken mit Hilfe von Karten beschäftigen, wurden zu Klassikern. Effektvolle Tricks, einfach erklärt, für Anfänger und Geübte – damit konnte Scarne die breite Masse für sich begeistern. Unter Kollegen galt Scarne als Großmaul. Er prahlte gerne mit seinen Fähigkeiten, rühmte sich, der Größte zu sein. Gerade seine Autobiographien sorgten in der Zaubergemeinde für Unmut, überhäufte er sich doch selbst mit allzu viel Ruhm. Trotz aller Selbstbeweihräucherung bleibt Scarne vielen als begnadeter Kartenspieler und –zauberer im Gedächtnis. Vor allem sein Kunststück, mit geliehenen, gemischten Karten immer die Asse abheben zu können, machte ihn legendär. Noch 1981 führte Scarne diesen Trick in einer TV-Show mit David Copperfield vor. 1985 verstarb der Kartenkünstler in New Jersey.